Verfasst: 06 Apr 2010 13:50 ____________________________________________________________________________________________Eine Nacht mit dem Brummton
Endlich weiß ich, woran ich viele Nächte und manchmal auch tagsüber leide. Am 23.03.2010 wollte ich mich ausführlich zu Halluzinationen belesen, denn ich suchte nach Argumenten, um zu beweisen, dass ich nicht, wie die weisen Psychiater behaupten, an einer Schizophrenie leide. Ich höre den Brummton seit Herbst 2004 und ging vor Erschöpfung im April 2006 freiwillig ins Krankenhaus. Dort nahm man ohne weitere Untersuchungen eine Zwangsdiagnose vor, „Schizophrenie“. Danach ging ich oft erschöpft arbeiten, um zu zeigen, dass ich alle Sinne beisammen habe und voll leistungsfähig bin, ganz nach dem Motto – ein Tier, wenn möglich, verheimlicht seine Verletzung, um nicht gefressen zu werden. Offensichtlich haben wir keine menschliche Würde, sonst wären die Forscher interessierter an diesem Phänomen. Ich wurde beispielsweise, man holte mich einfach von meinem friedlichen Frühstückstisch weg, mit einer Zwangseinweisung im Dezember 2009 bestraft. Aus meiner Sicht wird der Brummton europaweit extrem verharmlost. Während meiner gesamten therapeutischen Tätigkeit glaube ich, dass meine großen wie kleinen Patienten mit meiner Arbeit zufrieden waren. Ich habe keine Schizophrenie. Die Suche nach Gegenargumenten im Internet, führte mich auf das Brummton-Phänomen.
Der Brummton, von mir als BT bezeichnet, ist auch durch die Initiative Brummfreies Europa unter HUM bekannt.
Nach einem guten Film, so etwa gegen 23:00 Uhr, gehe ich ins Bett. Ich öffne noch vorsorglich ein Fenster, um der Reflektion des Schalls durch die Wände entgegenzuwirken und Außengeräusche zur Abdeckung des Dröhnens hereinzulassen. Doch es ist draußen sehr ruhig. Da ich sehr müde bin, schlafe ich recht schnell ein. Mitten in der Nacht werde ich wach. Mein Herz schlägt plötzlich schneller und ich höre einen tiefen laut dröhnenden Ton, dumpf und mit vielen surrealen Schwebungen umgeben. Ich empfinde einen starken Druck auf meinen Ohren und merke, wie sich mein Magen in Schmerzen krümmt. Meist lege ich dann meine Hand auf den Bauch. Dadurch ist die Übertragung gemindert und der Schmerz lässt etwas nach. Doch die kaum spürbaren Wellen, die über das Bett laufen, erfassen meinem Körper und bringen meine Atmung durcheinander. Ich stehe dann erst einmal auf und hole mir ein Glas Wasser. Das lenkt etwas ab, weil man beschäftigt ist und ich einige Übertragungen des Phänomens im Stehen oder Sitzen als angenehmer empfinde. Ich darf jedoch die Nacht nicht zum Tag werden lassen und ein Spaziergang um diese Zeit, ist für mich unmöglich. Inzwischen bin ich aufgrund meiner Zwangsdiagnose Freiwild in Deutschland und kann jederzeit weggefangen, auf einer psychiatrischen Station zwangsuntergebracht werden. Dabei würde ich nur nach Linderung suchen. Überall ist es dunkel, also lege ich mich wieder hin. Die Kissen stapeln sich unter meinem Kopf, um das Dröhnen über das Bett zu mildern. Ich stecke meinen kleinen Finger ins Ohr, denn nichts anderes hilft. Ohropax nutze ich nur am Tag, wenn meine Ohren überanstrengt sind und schmerzen. Um meinen Arm zu entlasten, lege ich meinen Kopf auf die Seite und nehme in Kauf, dass das Dröhnen wieder etwas lauter ist. Meine Augen geschlossen, versuche ich zu schlafen. Der ganze Kopf dröhnt und meine andere Hand hält meinen Bauch. Ich rücke noch einmal die Kissen zurecht, denn mein kleiner Finger drückt zu sehr in den Gehörgang, es tut mir ein wenig weh. Das Dröhnen ist heute wieder besonders schlimm. Vielleicht kann ich im anderen Zimmer besser schlafen? Dort habe ich ein ausziehbares Sofa, dass nicht auf Metall-, sondern auf Holzfüßen steht. Eine halbe Stunde versuche ich es im Liegen, doch dann setze ich mich auf, lehne den Kopf auf die hohe Polsterlehne, lege noch viele Kissen unter diesen und erfahre etwas Linderung. Irgendwann nicke ich ein wenig ein, bis ich wegen der nicht ganz bequemen Haltung aus meinem Halbschlaf wieder erwache. Es ist erst 4:00 Uhr und noch immer dunkel. Ich bin etwas verzweifelt und sehne den Tag herbei. Da ich nicht mehr so sitzen kann, lege ich mich wieder hin und vernehme ein Vibrieren meines ersten Halswirbels. Der ganze Hinterkopf dröhnt, die Übertragung ist enorm. Die Wellenbewegungen haben sich allerdings verändert und an Einfluss auf meinen Körper verloren. Wenigstens kann ich nun gut durchatmen. Irgendwie im Halbschlaf geht dann die Nacht vorbei, der Schall nimmt an Intensität ab und ich falle in den Morgenstunden, nach 6:00 Uhr, in einen Tiefschlaf für 2 oder 3 Stunden. Der Hunger treibt mich aus dem Bett, ich habe sowieso schon abgenommen. Der Brummton würde eine hervorragende Diätkur sein, wenn er nicht so unangenehm als Folter wahrzunehmen wäre. Jetzt weiß ich auch, warum ich Psychopharmaka einnehmen sollte, das sind nämlich Dickmacher. Doch jede psychiatrische Behandlung lehnte ich seit Entlassung aus den Fängen der Psychiater im Jahr 2006 sofort ab. Sie haben mir nicht geholfen. Ein gemütliches Frühstück ist viel entspannender. Am Frühstückstisch, meist noch im Bademantel, bemerke ich die Verspannungen an meinen Schultern und Rücken. Es ist leider auch fast unmöglich die Knochenleitung am Hinterkopf zu schützen, deshalb nutze ich große Kopfhörer, mit denen ich meine Ohren und den Hinterkopf abdecke. Sie müssen festgebunden werden, damit sie eng anliegen. Weiterhin bedarf es einer ausgeklügelten Kissenlagentechnik. All diese Anstrengungen der Nächte, versuche ich mit ein paar Atementspannungsübungen und Tai Chi wettzumachen. Wenn ich die Möglichkeit habe, halte ich Mittagsruhe oder bei ausreichender Erschöpfung endet mein Tag auch schon mal um 20:00 Uhr. Schlafmangel auszugleichen, ist eines der schwierigsten Unterfangen, denn es wirkt wie eine Spirale und führt dazu, dass man irgendwann nicht mehr schlafen kann. Die Folgen brauche ich wohl nicht zu beschreiben. Deshalb ist die Suche nach den Ursachen für den Brummton bedeutend. Aber nicht nur aus Schlafmangel, auch mein Herz wurde einmal so langsam, dass ich glaubte, jetzt würde es stehen bleiben. Zum Glück ist es stark genug und fing sich wieder.
Anett Dreuse, 06.04.2010