Hallo Dilemma,
ich bin so froh über deinen Beitrag, weil Du mir aus der Seele sprichst! Meine Situation ist ganz ähnlich wie die eurige, nur leider schon über Monate, genau genommen sogar schon länger als zwei Jahre. Denn, ich bin bereits einmal wegen des Brummtons umgezogen, hatte in meiner neuen Wohnung fünf Monate Ruhe bevor es wieder losging. In den letzten 6 Monaten habe ich noch drei weitere Wohngelegenheiten getestet. Leider ohne Erfolg! Ich bin mittlerweile davon überzeugt, und es mag für viele vielleicht erstmal verrückt klingen, dass die Ursache des Brummtons in den überwiegenden Fällen durch Nachbarn verursacht wird. Und zwar deshalb, weil heutzutage nahezu alle Haushalte mit PC, Spielekonsolen, Smart-TV und dem entsprechenden Soundequipment, sprich Subwoofer, ausgerüstet sind. Diese erzeugen tieffrequenten Schall, einige gehen sogar bis 30Hz runter. Bekanntlich können Frequenzen unter 100 Hz kaum bis gar nicht gedämmt werden, eine Geschossdecke oder Hauswand stellt also kein Hindernis dar! Auch nicht zwei! In meinem aktuellen Fall, scheint es so zu sein, dass einer der Hausbewohner, spielsüchtig ist. Er ist nun seit etwa einem Jahr krankgeschrieben und verlässt seit Monaten so gut wie nie das Haus. Womöglich ein Echtzeit-Online Spiel, bei dem man Punkte für Spieldauer sammeln kann. Ja, so etwas abgefahrenes gibt es! Sein PC läuft rund um die Uhr, also 24 Stunden Beschallung und Vibrationen in meiner Wohnung. Zeigt sich auch an seinem Stromverbrauch. Leider lebt dieser Mensch nicht mehr in der realen Welt und eine Aussprache mit ihm ist nicht möglich. Ich gehe davon aus, dass in seiner Wohnung die Lautstärke sehr, sehr gering ist, weshalb er möglicherweise über mich denken wird, ich hätte einen Sockenschuss, weil man das in einer anderen Wohnung doch gar nicht hören kann. Doch wie bereits oben erwähnt sind, sind derart tiefe Frequenzen nicht zu dämmen, und ich behaupte auch nicht, dass es zu laut sei. Nein, es ist leise, aber es ist hörbar und fühlbar und wirkt, zumindest auf meinen Körper, extrem destruktiv. Alle von dir beschriebenen Symptome kann ich bestätigen. Bei mir kam es weiterhin zu Tinnitus, Schweißausbrüchen, Herzrasen, Kopfschmerzen, nervösen Augenlidzuckungen, nächtlichem Erwachen im Stunden-Rhythmus. Das Angebot an Spielen im Internet, die Spielecommunity und auch die Zahl der Süchtigen wird, glaubt man aktuellen Umfragen, immer größer. Und auch die Nichtsüchtigen verbringen Stunden am PC in ihren virtuellen Welten. Ich wohne in einer dichtbesiedelten Region im Ruhrgebiet und es gibt hier so gut wie keine Möglichkeit, dem Gebrumme zu entkommen. Eigentlich handelt es sich hierbei um ein fluktuierendes Geräusch, veränderlich in Lautstärke, Tonhöhe und Rhythmus, der Vergleich mit dem laufenden Motor kommt dem ziemlich nahe. Es gibt einige wenige Ecken außerhalb der Stadt, da höre ich gar nichts. Laufe ich jedoch abends oder nachts durchs Stadtzentrum oder Straßen mit Wohnhäusern, höre ich es hier und dort brummen. Meine These ist, dass erstens natürlich das Hörvermögen der Menschen unterschiedlich ist, aber dass zweitens durch eine Langzeitbeschallung eine Hypersensibilisierung beim Betroffenen eintritt. Der "laufende Motor" ist auch nicht immer gleich. Das, was ich in meiner Wohnung hören kann, habe ich auch in drei unterschiedlichen Wohnungen von Freunden gehört. An anderen Orten höre ich dann eine ganz anders geartete "Melodie". Etliche Male stand ich dann vor den betreffenden Wohnhäusern und habe das muntere und farbenprächtige Geflackere von Monitoren beobachten können. Ich könnte hierzu noch viel mehr schreiben.... Da du allerdings auch um Ratschläge gebeten hattest, schreibe ich dazu noch etwas. Ich habe so ziemlich alles versucht. Ich war beim Ordnungsamt, erwarte keine Hilfe von denen. Die haben meist auch gar keine Messtechnik dafür. Ich war beim Umweltamt und habe mit dem Landesamt in NRW telefoniert. Vergiss es, auch von dort keine Hilfe. Ich habe die Polizei gerufen nach persönlicher Vorsprache und Erklärung auf der örtlichen Wache. Leider hatten die Beamten, die dann bei mir vor Ort waren, von tieffrequentem Schall null Ahnung. "Wir hören nichts" und Vibrationen seien ganz normal in einem alten Haus (Bj. 1956). Mein Vermieter kümmert sich um nichts, will mich nur loswerden. Die Nachbarn, ja drei Mitbewohner hören es auch, haben keinen Arsch in der Hose. Ich war beim Mieterverein und beim Anwalt. Der Mieterverein ist ein Dreckshaufen. Wäre die Anwältin des Mietervereins von Beginn an aufrichtig und realistisch gewesen, wäre ich vor einem halben Jahr schon ausgezogen. Jetzt nach 7 Monaten, wo alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und nur noch geklagt werden könnte, ich bin rechtsschutzversichert über den Mieterverein!!, lassen die mich hängen. Die Kosten werden nicht übernommen. Ich soll nun erst mal ein Gutachten machen lassen. Kostenpunkt: ca. 2.500 Euro. Toller Verein!!! Ok, der von mir konsultierte und bezahlte Anwalt, gab mir den Ratschlag ein selbständiges Beweisverfahren zwecks Beweissicherung durchzuführen. Das wird bei Gericht beantragt und läuft dann vor dem Hauptklageverfahren. Im Prinzip handelt es sich hierbei um ein Gutachten von einem Sachverständigen, welches dann als Beweismittel im Hauptverfahren dient. Im Regefall würde solch ein Gutachten im Hauptverfahren von einem Richter angeordnet, was natürlich die Gefahr birgt, dass der Übeltäter just zu diesem Zeitpunkt die Belästigungen einstellt und ergo nichts gemessen werden kann. Das alles solltest ihr aber nur tun, sofern ihr rechtsschutzversichert seid, die Versicherung eine Deckungszusage dafür macht und ihr einen kompetenten Anwalt habt. Die Gutachten sind s.o. sehr kostspielig. Ich habe mich nun 7 Monate zur Wehr gesetzt, weil ich auch der Meinung bin, dass man zumindest in seinen eigenen vier Wänden ein Recht auf angemessene Erholung und Nachtruhe hat. Es kann ja wohl nicht sein, dass rücksichtslose oder ignorante Hausbewohner ihre Mitbewohner Nacht für Nacht um den Schlaf bringen und krank machen. Ich fürchte jedoch, dass ich letztendlich doch aufgeben muss. Ich bin körperlich und psychisch am Ende. Derzeit suche ich bereits nach einer neuen Wohnung, was das schwierigste an der Sache ist. Denn: Wohin? Diese Lärmterroristen sind überall. Das schlimmste daran: es gibt kein Bewusstsein für dieses Problem in der Öffentlichkeit. Der Großteil der Personen, denen ich mein Problem geschildert habe, denkt, ich sei überempfindlich oder verrückt und dementsprechend sind die Reaktionen. Den Behörden, sprich Umweltamt und Landesamt, ist das Problem aber sehr wohl bekannt. Nur leider tun die nichts dafür, dass es in die breitere Öffentlichkeit kommt. Ich habe schon über Auswandern nachgedacht, kein Scherz! Ich wünsche euch viel Glück und Erfolg. Und berichtet bitte, wie es bei euch weitergegangen ist. Viele Grüße
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